Individuum

Es ist das Teilbare: Markenname, Typenbezeichnung, Variante eines Modelles. Es ist funktionell exakt beschreibbar: technische Daten, verzeichnet in einem offiziellen Papier. So betrachtet traut man ihm die Tragik gar nicht zu.

Die rationale Prozedur der Montagebänder läßt eine Bestimmung der Ware obsolet erscheinen. Denn in der Bezifferung der Stückzahl, die aus dem Ausstoß verschiedener Produktionsstätten erwächst, spiegelt sich die Praxis des Kommentars selbst wieder.

So weitläufig die Kombinatorik des Prospektes sein mag, die Photographien lügen nur kaum. Ohne auf die Kategorie der Identität zurückgreifen zu müssen, kann der Verkäufer ein Selbes versprechen.

Durch die mechanischen Werkzeuge, welche die Fabrikation des Fahrzeuges ausmachen, entsteht keine Abweichung. Eine Information, übertragen durch Stanzen und Pressen, kann nur Uniformation sein. Deshalb ist die Existenz eines Autos so trist wie die der anderen.

Unter solchen Blickwinkeln gerät der Autounfall zu einer Individualsierung, die sich durch die Unmöglichkeit seiner genauen Rekonstruktion verbürgt. Lediglich Aufräumarbeiten können geleistet werden.

© Michael Stolzke, 1999

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