Aufräumarbeiten

Was könnten unter diesen Bedingungen „Aufräumarbeiten" sein? Sprechen wir von einer mütterlichen Rolle, von väterlicher Gewalt, welche die Erziehung zur Ordnung gewährleisten und ihrem fiktiven Kind die entopisch verstreuten Spielsachen wieder in die Schubladen einräumen? Oder reden wir von den Räumarbeiten der Unfallkommandos, welche die Bahn wieder freimachen für die nächsten?

Unauffällig ragt ein Kran in das Bild. Er wird den Laster wieder auf „alle Viere" stellen. Weiße Männer oder Polizisten stehen wie Stockpuppen als Statisten bereit zur Hilfe. Aufräumarbeit ist beides: die immer restriktive Ordnungsarbeit, die Strukturen und Hierarchien gewährleistet, durchsetzt und so gleichzeitig Neuem den Weg bereitet.

Aufräumarbeit wie sie dies Büchlein zeigt, ist eine strukturale Tätigkeit. Diese Tätigkeit ordnet kontingentes Material nach einem Kriterium an und versucht einen Zusammenhang des Heterogenen - Typologie oder Paranoia - sichtbar werden zu lassen.

Mit dem Herauslösen der Bilder aus ihrem Raum, in dem sie uns als Alltagsgenossen hin und wieder begegnen, mit dem Transport der Bilder von der Zeitungsseite auf ein leeres Papier verschiebt sich ihre Bedeutung. Die Kommentare werden in ihrer Formelhaftigkeit laut. Anordnung und Verschiebung, Struktur und Spiel gleichermaßen sollen hier ihren Raum haben. Unsre Texte umspielen einige mögliche Kategorien, wiederholen sie und transportieren ihre Bedeutung von einem Kontext in den anderen. Mit diesem Spiel der Signifikanten sollen die Blicke des voyeuristischen Beobachters ein wenig gelenkt oder gejagt werden.

Schau dir die Bilder an. In einer kreisenden Ordnung von Kommentar und Bild wird die restriktive Struktur der Ordnung wieder entgrenzt. Mach dir deine eigenen Gedanken. Die Geschwindigkeitsfabrik ist zu groß, um nicht noch vielen Ideen Räume zu bieten.

© Michael Stolzke, 1996

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