Signal - Rausch - Abstand

Signal - Rausch - Abstand

and long cars in long lines ... big science

Laurie Anderson

Nicht nur akustisch, sondern als Information ist die Prozession der Wagenketten ein immenses graues Rauschen. Beobachter auf Autobahnbrücken vermögen nur im Kurzzeitgedächtnis (weniger als 20 Sekunden) die Wagentypen zu behalten. So bleibt nur der Genus, nicht der Typus haften. Unsere Kultur hat sich an Autos als Rauschquelle gewöhnt, ja sie scheint süchtig danach. Als ob es darum ginge, die Erkenntnisse von Physik und Informationstheorie zu illustrieren: Brownsche Molekularbewegung, weißes Rauschen, Entropie...

Durch den Unfall löst sich aus dem Rauschen ein Signal. Ein abgeschnittenes Stück. Aus dem Spektrum der Wagenkolonnen überwindet ein Partikel das Rauschen und errichtet den Signal-Rausch-Abstand, der die Bedingung für Information ist. Es errichtet ihn, indem es sich abgrenzt und ausschließt: Schrott.

Wir jedoch sind umgekehrt konditioniert. Wir hören nicht auf Signale. Uns interessieren Trommelfeuer, Beschallung, permanenter Schock und Wechsel, Rauschen.

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