Abstract: Abgeschnittene Stücke

Auf den Seiten unserer Tageszeitungen stößt man des öfteren auf Bilder von zerstörten Autos. Wir sehen das immer gleiche Ergebnis von Autounfällen, das Schrott heißt. Schrott wird als wert- und bedeutungslose Materie augenblickshaft belichtet und unserer Wahrnehmung schnell wieder entzogen. Die Nachrichten von Unfällen folgen keineswegs dem statistischen Aufkommen. Bei 2 Millionen Unfällen jährlich nur in der BRD (1990) oder umgerechnet vier Unfällen pro Minute, ist der Unfall ein Phänomen, das kein adäquates Nachdenken findet.

"Schrott- Bilder aus der Geschwindigkeitsfabrik" setzt bei der Repräsentation des Unfalls in der Öffentlichkeit an. Indem das Buch den Spuren folgt, die vom Schrott und seinen Bildern zur Genealogie des Unfallss zurückkehren, werden die Photos als Information über die Geschwindigkeitsfabrik und ihre automobilen Funktionen lesbar gemacht. Gerade in seiner Deformation ist der Schrott der Fahrzeuge hochverdichtete Information.

"Schrott" bedeutet eymologisch "abgeschnittenes Stück" von etwas. Indem wir verschiedene abgeschnittene Stücke der Information in Text und BIld montieren, ergibt sich eine Rekonstruktion der Wirklichkeit, die den Blicken und der Reflexion zuvor entzogen war. Es entsteht ein umfassendes Netzwerk der Geschichte des Automobils und seiner Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.

In diesem Netzwerk wachsen industielle Produktion und alltäglicher Gerauch sowie Kunst, Philosophie und Literatur zusammen. "Schrott- Bilder aus der Geschwindigkeitsfabrik" ist insofern eine fragmentarische Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts.

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Schrott · Inhaltsübersicht · Autoren und Operatoren · Motto

© Matthias Bickenbach, Michael Stolzke, Bonn 1996