Phaeton

Wie Die Mohren Schwarz Wurden

Der Lenker des Sonnenwagens ist durch die ewig tägliche Fahrt wissend geworden. Jedoch was seine Erfahrung als Gefahr kalkuliert, kann der Sohn nicht begreifen. Ein vorschnell gegebenes Wort verpflichtet Phöbus zur Fahrlässigkeit, seine Mahnungen vergehen unbeachtet.

Im nachhinein stellt sich der Unfall wie folgt dar: Die Strecke, die der Wagen genommen haben muß, hebt unmittelbar und steil an. Eine kehrenlose Steigung verlangt dem Fahrzeug alle Pferdestärken ab. Brems- oder Schleuderspuren sind an dieser Stelle der Fahrbahn noch nicht erkennbar. Dann fällt der Anstieg allmählich ab, bis der Scheitelpunkt der Bahn erreicht wird. In dieser Höhe liegen Meer und Land so weit unter einem, daß man Gefahr läuft, von einem Schwindel erfaßt zu werden. Die Fahrspur verläuft eng und ohne jede Krümmung, die Luft ist dünn und eisig. Mit dem letzen abschüssigen Teilstück aber gewinnt der Wagen derart an Geschwindigkeit, daß eine vollkommen sichere Lenkung vonnöten ist.

Offenbar hatte Herr Phaeton bereits vor Erreichen des Scheitelpunktes die Kontrolle über den ausgeliehenen Wagen verloren. Das Gefährt geriet aus der Fahrbahn und kollidierte dreimal mit den Fixsternen. Daraufhin stürzte es in groben Schlangenlinien in das Hochgebirge. Ein durch den Aufprall entzündetes Feuer griff im selben Moment auf die benachbarte Ebenen über.

Den ausgebrochenen Flammen fielen Städte und Länder zum Opfer, ganze Bevölkerungen konnten nur noch tot geborgen werden. die Spuren des Großbrandes bleiben unterdessen ewig erkennbar, denn so sind die Mohren schwarz geworden. Als eigentliche Unfallursache muß halbgöttliches Versagen angesehen werden. Regreßansprüche bearbeitet das Schicksal.

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